Wie und Warum
- ein viel zu lang geratener kurzer Lebenslauf -
Die Kindheit
Ich bin Hubertus Wawra, im Osten an einem Sonntag geboren und katholisch erzogen. Als kleiner Junge wollte ich immer Schlagersänger oder Missionar werden. Daraus wurde nichts.
Ich entwickelte früh ein ausgeprägtes Aufmerksamkeitsbedürfnis und ein Talent, mein Spielzeug anzuzünden. Mit 15 erlebte ich die Wende und verlor jeglichen Respekt für Politik, den ich bis heute nicht wiederfinden konnte. Von meinen Eltern ermahnt, etwas Ordentliches zu lernen, ging ich nach einem guten Schulabschluss in die Hotelbranche, wo ich aber aufgrund meiner Vorliebe für brennende Krawatten und meiner großen Klappe keine Chance hatte. Ich fühlte mich mit meinem lodernden Talent unverstanden und kehrte im Jahre 1994 meinem Heimatland den Rücken zu.
Die Flucht
In einer Nacht-und-Nebel-Aktion lud ich meine Musikanlage, meine Platten und mein Bett in einen alten Golf und fuhr nach London. Da freuten sich alle Engländer und die Queen versprach mir sicheres Geleit.
Dort traf ich einen mächtigen Zauberer, genannt Mr. Milton Grover und er leuchtete mich mit seinen strahlenden Augen an und sprach: „Du sollst ein großer Clown werden“. Im Bann der Magie geriet ich im September 95 an die Zirkusschule „Circus Space“ in London. Ich lernte wie man Dinge in die Luft wirft, um sie später wieder aufzufangen, wie man sich auf einem Einrad hält, ohne sich das Genick zu brechen und wie man das Publikum verführt. Doch bald stellte sich heraus, dass ich kein zweiter Houdini werde und so brauchte ich elementare Verstärkung. Im Traum erschien mir Blixa Bargeld und sprach: „Nur die halbe Welt ist Teflon und Asbest, der Rest ist brennbar.“ Das war alles, was ich wissen musste. Von nun an gab es kein Halten mehr.
Die Lehre
Im Juni 96 hatte ich meine Premiere als Feuer spuckender Jongleur im „Circus Space Caberet“, aber die Leute lachten alle nur über meinen Akzent. Der Londoner Rave Circus „Escape from Samsara“ suchte neue Artisten und ich schien gut genug, um die Leute vor der Tür bei Laune zu halten und so engagierten sie mich für zwei Jahre als Fire Fucker. Vor der Tür aber war es kalt und so machte ich aus der Not eine Tugend und zündete mich an. Um nicht immer allein zu sein, gründete ich die Feuerperformance-Band „The Pyromaniax“. Wir hielten uns warm mit funkigen Grooves und immer erstaunlicheren Explosionen. Hier nannten mich die ersten Fans „Master of Hellfire“ und hier baute ich meinen ersten ferngesteuerten Flammenwerfer. Bald tourten wir durch alle Clubs der Stadt und hatten so was Ähnliches wie Erfolg. Das „Tribal Gathering Festival“ in England und das DanceValley Festival in Amsterdam sollten folgen und ich dachte schon, ich habe es geschafft, da kam der Bruch.
Die Heimkehr
HYPERLINK „http://www.master-of-hellfire.de/libs/showpic.phtml?pic=16_big.jpg“ t „_blank“ Vater Staat holte mich im Dezember 98 zurück nach Deutschland, damit ich hier, in der Bundeswehr ein wahrer Mann werde. Ich verkannte die Chance, beim Bund mehr über Flammenwerfer zu lernen. Ich entschied mich für den Zivildienst. Es war ein Nachtjob, denn ich stand hinter der Bar einer Jugendherberge, mitten im Thüringer Wald. Ich hatte den ganzen Tag Zeit und feilte an einer Show die alles bisherigen übertreffen sollte. Es entstand die sagenumwobene Flexshow und noch während meines Dienstes wurde ich von Showmaster Jürgen von der Lippe eingeladen und hatte meine große Deutschland-Premiere bei „Geld oder Liebe“ im September 99 als „FLEXMAN“.
The Pyrox und re-flex (Pyrox12) und
Ich blieb in Deutschland, denn hier waren die Gagen besser und gründete im April 2000 eine neue Band – „THE PYROX“. Die Jungs, die ich mir holte, waren so hart wie deutsche Eiche und bald war ich Frontmann in einer Heavy Metal Band.
Im selben Jahr machte ich auch Bekanntschaft mit fünf Produzenten die sich „re-flex“ nannten. Diese Herren glaubten an Techno, wie ich an das Feuer. Ich wurde im Januar 2001 eingeladen, um in dem Video für die neue Single „Ubap“ mitzuspielen. Das Video, in dem übrigens Estefania Bohlen meine Assistentin spielte, wurde zum Kultclip auf VIVA und die Single landete auf Platz 23 in den deutschen Dance Chart. Plötzlich war ich ein Star und flexte als Live Act von re-flex in jeder deutschen Großraumdisco. Nur war ich zu jung, um zu erkennen, dass die Musikbranche, in welche ich gerutscht war, wenig mit Musik, dafür aber mehr mit Schönsein zu tun hatte. Schön war ich, aber viel Feuer macht nun mal viel Dreck und so kam es, dass die Groupies mich immer für den Hausmeister hielten.
Außerdem ist da noch eine gewisse Inkompetenz gewisser Techno DJ’s anzuprangern, denen ich heute verdanke, zu wissen, wie es ist vor 8000 Leuten zu stehen, ohne dass die Playback-CD angeht. Meine Unzufriedenheit wuchs und ich kündigte.
Bomben bauen
Ich lernte viel in dieser Zeit – über wahre Künstler und die, die es gerne sein wollen. Aber durch die immer größer werdenden Shows war ich auch gezwungen, mein Zündeln und Knallen gesetzlich legal zu gestalten. Also besuchte ich Lehrgänge und erwarb alle Scheine, die es in Deutschland gibt. Heute darf ich mich staatlich anerkannter Pyrotechniker für Bühnen- und Großfeuerwerke sowie für Spezialeffekte bei Film und Fernsehen nennen. Geil!
Dies eröffnete mir einen neuen Arbeitsraum. Plötzlich wurde ich gebucht, um Autos zu sprengen und Großfeuerwerke abzubrennen. Stand ich selbst auf der Bühne, wurde ich immer häufiger mit Rammstein verglichen, was ziemlich nervt, wenn man originell sein möchte. Ich dachte über eine neue Form der Darbietung nach, irgendetwas wollte ich ändern.
Der Circusclown
So kam es, dass ich im Januar 2003 an einem Donnerstag den Circus FlicFlac besuchte, der gerade in Kassel gastierte. Ich war begeistert von einer originellen, einfallsreichen Show und kam mit dem Chef ins Gespräch. Dieser lud mich kurzerhand ein, meine Nummer am Freitagabend nach der Show in der Circus Manege zu zeigen. Also rückte ich einen Tag später mit Flammenwerfer und Winkelschleifern bewaffnet wieder an. Ich erinnere mich noch sehr gut an das leere Gefühl, welches mich in dem riesigen Zelt überkam. Noch besser aber erinnere ich mich an die erstaunten Gesichter der neugierigen Artisten, nachdem ich meine Darbietung zeigte. Schließlich hatte ich zusammenhangslos eine Maschine nach der anderen auf die Bühne geschleppt und gezeigt was ich kann. Der Chef kam wieder zu mir, diesmal vorsichtiger, und gestand dass er mich gerne mal vor Publikum sehen würde, als komische Nummer. Ich war mir nicht darüber im Klaren, was dies für mich bedeutete und so rückte ich Samstagnacht wieder an. Mich erwarteten ein ausverkauftes Haus und drei Reprisen, die es zu überleben galt. Ich starb tausend Tode vor Aufregung und als ich endlich auf der Bühne stand, ohne die geringste Ahnung, was in solchen Situationen zu tun ist, entschied ich mich, dem Publikum die Wahrheit zu sagen. „Dies ist mein Einstellungsgespräch, wenn ihr lacht, krieg ich den Job, also lacht“. Das Publikum spielte mit und ich hielt am Ende einen Vertrag in den Händen, der mich für die nächsten zwei Jahre als Clown, Pyrotechniker und Moderator in Deutschlands modernstem Circus beschäftigen sollte.
Ich sollte noch früh genug feststellen, dass es mehr braucht als nur die Wahrheit zu sagen, um das Volk zum Lachen zu bringen, aber es war immerhin ein Anfang und als ich nach Monaten endlich Charakter und Nummer zusammen hatte, brauchte ich nur noch in den Urtönen meiner Heimatsprache „Hallooo“ zu rufen und die Zuschauerherzen waren meine.
Stand Up
Das Lachen des Publikums ist wie eine Droge und auch nachdem ich den Vertrag mit FlicFlac im Februar 2005 beendete, entschied ich mich, im Spaßgeschäft zu bleiben. Ich hatte kurz darauf das Glück, den ostdeutschen Liedermacher und Komiker Vicki Vomit kennenzulernen, der, bekannt für seinen dunklen Tiefschwarz-Humor, mich einlud, seine Tournee zu begleiten.
Ich schrieb mein erstes eigenes Stand up Material und tourte mit ihm quer durch Deutschland.
Im Dezember 2006 gewann ich meinen ersten Comedy Preis – den Hamburger Publikumspreis im Schmidt Theater! Und als ob das Schicksal nicht wollte, dass ich ein Stand Up Mann werde, rief am selben Tag FlicFlac wieder an und bot mir noch mehr Säcke voll Geld, wenn ich wieder zum Circus komme. Ich blieb beim Circus und dem Varieté und falls ich im richtigen Leben keine Chance hatte, möchte ich mich hiermit bei allen bedanken, die mich dazu formten, was ich heute bin.
Danke, Ihr seid großartig.